Weit entfernt von echtem Wachstum
Aktuell liegt die Produktion in der baden-württembergischen M+E-Industrie noch deutlich unter dem Höchststand von 2018 (Vorkrisenniveau), sie befindet sich also weiterhin im Aufholprozess. Angesichts anhaltend großer Unsicherheiten ist völlig unklar, ob und wann dieses Niveau wieder erreicht werden kann. So lange aber kann von einem echten Wachstum nicht die Rede sein.

Uneinheitliche Branchenentwicklung
Die Entwicklung in den verschiedenen M+E-Branchen verläuft dabei immer unterschiedlicher. Einbußen durch Rezession und Corona mussten alle Schlüsselbranchen hinnehmen. Dabei konnte sich jedoch die Elektrotechnik vergleichsweise gut behaupten. Nur sie liegt aktuell über dem bisherigen Höchststand von 2018, befindet sich also wieder auf Wachstumskurs.

Deutlicher waren die Rückgänge in der Metallerzeugung und -bearbeitung sowie im Maschinenbau. Am stärksten gebeutelt wurde der Fahrzeugbau, dessen Produktion allerdings auch schon in den Vorjahren kaum Wachstum verbuchen konnte. Deutschlandweit wurden 2021 nur noch 3,1 Millionen Pkw gebaut – so wenige wie seit 1975 nicht mehr. Allein in den letzten vier Jahren ist die Zahl der in Deutschland produzierten Pkw um fast 45 Prozent geschrumpft.

Beschäftigung stabiler als die Produktion
Die Kurve der Beschäftigung in der baden-württembergischen M+E-Industrie zeigt einen weniger ausgeprägten Verlauf. Seit 2010, dem Ende der Finanzkrise, war die Zahl der Beschäftigten jahrelang kräftig um insgesamt mehr als 20 Prozent gewachsen. Höchststand im Juli 2019 mit mehr als einer Million. Seitdem sind wieder 40.000 Jobs verloren gegangen (Stand: Oktober 2022), wobei sich die Situation in den letzten Monaten allerdings stabilisiert hat.

Damit ist der Beschäftigungsrückgang deutlich geringer ausgefallen, als es der Produktionseinbruch erwarten ließe. Das zeigt:
1. Unsere Betriebe sind in Vorleistung gegangen, um ihre Belegschaften zu halten.
2. Der umfangreiche Einsatz von Kurzarbeit hat dazu beigetragen, Beschäftigung zu sichern.

Schwächephase noch nicht vorüber
Auch gesamtwirtschaftlich hat die Pandemie in Deutschland deutliche Bremsspuren hinterlassen. Verbuchte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2019, als die M+E-Industrie in die Rezession schlidderte, noch ein kleines Plus, sackte die gesamtwirtschaftliche Leistung im ersten Corona-Jahr mit fast fünf Prozent in den Keller. Dieses Minus konnte auch mit dem Wachstum 2021 noch nicht wieder vollständig aufgeholt werden: Letztlich lag die Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr nach Abzug der Inflation rund zwei Prozent unter der des Jahres 2019.

Ganz ähnlich verlief die Entwicklung in Baden-Württemberg. Hier waren aber die Ausschläge nach oben wie nach unten noch etwas stärker. Das liegt vor allem am hohen Anteil der Industrie, die auf konjunkturelle Schwankungen in der Regel immer besonders sensibel reagiert. Für dieses Jahr waren die Wirtschaftsforscher zunächst noch von einem deutlichen Wachstum ausgegangen. In den letzten Monaten haben sie aber alle der Reihe nach ihre Prognosen deutlich zurückgenommen. Mittlerweile rechnen nahezu alle Wirtschaftsforscher, dass die deutsche Wirtschaft an der Schwelle zu einer handfesten Rezession steht und zumindest in den ersten Quartalen 2023 noch schrumpfen wird.

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